Anlegen eines Kompressionsverbands

Fallbeispiel aus der Altenpflege: Auf diese Faktoren müssen Sie beim Anlegen von Kompressionsverbänden achten

Frau Mathilde Möller ist 80 Jahre alt. Sie lebt seit zehn Jahren in einer Einrichtung des Betreuten Wohnens und wird jeden Morgen wochentags durch einen ambulanten Pflegedienst bei der Körperpflege und der medizinischen Versorgung unterstützt. Frau Möller hat einen insulinpflichtigen Diabetes mellitus Typ 2, in beiden Knien und Hüften eine ausgeprägte Arthrose, sie ist adipös (BMI 34) und hatte vor vier Jahren ein postthrombotisches Syndrom.

Vor zwei Wochen musste Frau Möller stationär behandelt werden, da sie zunehmend Probleme bei der Atmung hatte und über Schmerzen in der Herzgegend klagte. Aufgrund eines Venenleidens hat Frau Möller bereits seit vielen Jahren Ödeme in beiden Beinen, die sich erheblich verschlimmert hatten. Frau Möller wurde schließlich mit den Diagnosen Herzinsuffizienz (ICD I50.0), akute Arrhythmie bei Vorhofflimmern (ICD I48.0) und kompensierte Niereninsuffizienz Stadium III (ICD N19.0) entlassen.

Im Krankenhaus erhielt Frau Möller neben der medikamentösen Therapie eine Kompressionstherapie beider Beine. Aufgrund der immer noch ausgeprägten Ödeme in beiden Beinen und der bestehenden Adipositas sollen beide Beine vorerst mit einem Kompressionsverband gewickelt werden, da die Anpassung von Kompressionsstrümpfen zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht möglich ist.

Frau Möller ist aufgrund ihrer körperlichen Verfassung nicht mehr in der Lage, einen Kompressionsverband an beiden Beinen anzulegen bzw. ihn zu entfernen, und benötigt Hilfe bei dieser Behandlungspflege. Bedingt durch eine Verordnung Häuslicher Krankenpflege (Ärztliche Behandlungsverordnung) kommt nun der ambulante Pflegedienst am Morgen und am Abend an sieben Tagen in der Woche. Frau Möller fühlt sich durch die häufigeren Besuche und die Kompressionsverbände deutlich in ihrer Selbstbestimmung und ihrem Wohlbefinden beeinträchtigt. Des Öfteren kommt es vor, dass Frau Möller am Morgen schon aufgestanden ist und das Anlegen des Kompressionsverbandes ablehnt.

Fachwissen

Liebe Leserinnen und Leser,

an dieser Stelle möchten wir Sie darauf hinweisen, dass sich das Fachwissen in diesem Fall in einigen Bereichen mit dem Fachwissen im Fall „Thromboseprophylaxe mit Kompressionstrümpfen“ überschneidet bzw. ergänzt. Der Fall von Frau Möller wird in jenem Kapitel weitergeführt, allerdings haben wir bewusst auf Verweise verzichtet, damit Sie jeweils einen vollständigen Fall für ihre Schulung haben.

Venöses Gefäßsystem

Erkrankungen des venösen Gefäßsystems nehmen im höheren Alter deutlich zu und reichen von altersbedingt harmlos bis lebensgefährlich. Stauungen in den Beinvenen, wie sie bei Frau Möller vorliegen, haben neben einer erheblichen medizinischen Bedeutung gleichzeitig eine nicht zu vernachlässigende Wirkung auf die psychosoziale Befindlichkeit des Betroffenen.

Daneben sind die Behandlungen solcher Veränderungen von ökonomischer Bedeutung und stellen einen nicht unerheblichen Kostenfaktor im Gesundheitssystem dar. Venenveränderungen sind weit verbreitet. 70 Prozent aller Erwachsenen haben entsprechende Veränderungen des Venensystems. Rund ein Viertel der Betroffenen ist behandlungsbedürftig.

Entstehung von Venenleiden

Bei der Entstehung von Venenleiden sollte man zuerst die Zusammenhänge im Blutkreislauf betrachten. Dieser hat vorrangig die Aufgabe, die Muskulatur, die inneren Organe, das Gehirn, das Herz sowie die unterschiedlichen Gewebestrukturen des Körpers mit Sauerstoff zu versorgen. Was der Körper nicht mehr benötigt, zum Beispiel sauerstoffarmes Blut und entsprechende Giftstoffe, werden somit zeitnah abtransportiert, um eine möglichst optimale Versorgung zu gewährleisten.

Dazu wird das sauerstoff- und nährstoffreiche Blut von der linken Herzkammer aus durch die Arterien und Arteriolen bis in die äußersten Körperregionen, die Kapillarbereiche, befördert. Die Kapillaren sind feinste Haargefäße, die den Stoffaustausch ermöglichen und zugleich als Bindeglied zwischen Arterien und Venen fungieren. Sauerstoff und Nährstoffe werden durch die Poren der Kapillarwände gepresst, und umgekehrt werden Abbaustoffe durch die Kapillaren wieder aufgesaugt und in die Venen weitergeleitet.

Diesen Fachbeitrag vollständig lesen?

Wir freuen uns über Ihr Interesse. Mehr zu dieser Thematik und vielen anderen Pflegethemen finden Sie in unseren Praxisratgebern aus der Reihe Fachkompetenz Pflege.

Jetzt bestellen   Mehr Informationen


Sie sind bereits Kunde von Fachkompetenz Pflege?

Zu diesem Beitrag finden Sie in Ihrem Ratgeber „Pflegetechniken in der Praxis 3“ weitere Inhalte. Melden Sie sich hier an und lesen Sie alles zum Thema.

Zurück

Hier bloggt die Redaktion Fachkompetenz Pflege des Verlags Mensch und Medien

Folgen Sie uns:  twitter

Professionelle Altenpflege
Das kompetente Wissensportal

Mehr erfahren

  • Expertenwissen praktisch nutzen
  • Zeitsparend arbeiten
  • Aktuell informiert sein
  • Wissen sicher vermitteln
Mehr erfahren