Fachwissen 135-Grad-Lagerung

Was Sie bei der Durchführung einer 135-Grad-Seitenlagerung beachten müssen

Bewegung ist ein Grundbedürfnis des Menschen. „Mit beiden Beinen im Leben stehen“ ist für den gesunden Menschen eine Selbstverständlichkeit. Diese Fähigkeit haben viele alte, kranke und behinderte Menschen nicht (mehr). Sie sind darauf angewiesen, dass ein anderer sie bewegt und lagert. Im folgenden Beitrag geben wir Ihnen einen Überblick zu verschiedenen Lagerungsmöglichkeiten mit Fokus auf die 135-Grad-Lagerung.

Positionswechsel und Bewegung statt Lagerung

Der Begriff „Lagerung“ vermittelt einen sehr statischen und passiven Eindruck. Er berücksichtigt die Mithilfe des Betroffenen nicht und auch nicht den Bewegungsablauf, der zu der neuen Körperposition führt. Deshalb gibt es Bemühungen – auch mittels des Expertenstandards „Dekubitusprophylaxe in der Pflege“ – dem Aspekt der Bewegung oder des Positionswechsels mehr Bedeutung zu verleihen als dem der Lagerung. In diesem Sinne spricht der Expertenstandard nicht mehr von Lagerungsplan, sondern nennt ihn Bewegungsplan.

Ziele eines Positionswechsels im Allgemeinen

Folgende Ziele machen deutlich, wie weitreichend für einen Bettlägerigen die Bewegung beziehungsweise die Unterstützung beim Positionswechsel ist:

  • Bequemlichkeit und Wohlbefinden beim Ruhen und Schlafen
  • Unterstützung bei den Aktivitäten des täglichen Lebens wie beim Essen und Trinken
  • Schmerzprophylaxe oder Schmerzlinderung
  • Druckentlastung und -vermeidung im Rahmen der Dekubitusprophylaxe
  • Förderung des venösen Rückflusses im Rahmen der Thromboseprophy­laxe
  • Vermeidung oder Verringerung von Spastik
  • Anbahnung von physiologischen Bewegungsmustern, zum Beispiel im Rahmen des Bobath-Konzepts
  • Förderung von Wahrnehmung und Orientierung im Rahmen der Basalen Stimulation®
  • Kontrakturprophylaxe
  • Unterstützung und Förderung der Atmung, der Lungenbelüftung und der Lösung von Atemwegssekreten
  • Aspirationsprophylaxe durch geeignete Lagerung bei Schluckstörungen
  • Verbesserung der Kommunikation, Schaffung visueller Anreize

Ziele der 135-Grad-Lagerung

Die Ziele eines Positionswechsels in die 135-Grad-Lagerung sind vielfältig und verfolgen einerseits therapeutische Zwecke, erhöhen aber auch das Wohlfühlen.

Prophylaxe und Therapie von respiratorischen Störungen: Oft gehen diese mit einer hohen Sekretproduktion oder Atelektasenbildung in den rückwärtigen und unteren Lungenbezirken einher. Durch die 135-Grad-Lagerung werden die Sekrete aus diesen Lungenteilen mobilisiert und können in Richtung Hauptbronchien abfließen.

Atelektase: Nicht belüftete bzw. zusammengefallene Alveolen, die nicht mehr am Gasaustausch teilnehmen, häufig sind sie von Schleim verlegt. Atelektasen können mit dem Stethoskop (auskultatorisch) und röntgenologisch diagnostiziert werden.

Komplette Druckentlastung am Hinterkopf, an Rücken und Schultern, am Gesäß und den Fersen. Diese Lagerung ist vor allem bei bestehenden Dekubiti an den oben genannten Stellen eine sehr wirksame therapeutische Maßnahme.

Wahrnehmungsförderung: Aus der Basalen Stimulation® ist bekannt, dass Körperteile, die keine oder wenig Berührung und Druck erfahren, im Empfinden des Betroffenen förmlich „zerfließen“. Das führt zu Wahrnehmungsstörungen und kann die Desorientiertheit fördern. Vor allem die Vorderseite des Körpers, besonders Gesicht, Brust, Bauch sowie die Vorderseiten der Beine, erfahren in der Regel nur während der Körperpflege Druck und Berührung und dann den restlichen Tag nicht mehr. Die 135-Grad-Lagerung gibt dem Pflegebedürftigen die Möglichkeit, seine Vorderseite wahrzunehmen.

Schlafposition: Nur wenige Menschen schlafen in der Rückenlage und kaum jemand schläft in der Haltung der 30-Grad-Lagerung. Die meisten Menschen drehen sich dagegen zeitlebens am liebsten in die Bauch- oder 135-Grad-Lage oder eine seitliche Embryonalstellung.

Regeln für die Durchführung der 135-Grad-Lagerung

Eine sorgfältig durchgeführte und überwachte 135-Grad-Lagerung birgt wenige Gefahren. Die Lagerung muss vor allem bei den Betroffenen, die sich nicht verbal äußern können, besonders sorgsam durchgeführt werden, denn sie können möglicherweise nicht hinreichend deutlich auf Schmerzen aufmerksam machen. Im Folgenden finden Sie einige Regeln für die korrekte Durchführung einer 135-Lagerung:

  1. Informieren Sie den Betroffenen über den Sinn der Maßnahme und beobachten Sie ihn genau.
  2. Beachten Sie die Regeln zur Selbstbestimmung des Betroffenen.
  3. Unbedingt die Regeln zur hygienischen Händedesinfektion befolgen.
  4. Beziehen Sie den Pflegekunden in den Positionswechsel ein und erhalten Sie die Eigenbewegung.
  5. Vermeiden Sie im Sinne der  Dekubitusprophylaxe Scherkräfte und schaffen Sie große Auflagefläche
  6. Sorgen Sie für eine Belüftung und Sekretdrainage durch den Positionswechsel (Pneumonieprophylaxe).
  7. Regeln und Prinzipien der Kontrakturenprophylaxe: Erhaltung Sie die Gelenkbeweglichkeit durch Positionswechsel und Wechsel zwischen Beuge- und Streckstellung der Gelenke.
  8. Fördern Sie die Wahrnehmung und Orientierung mit den regelmäßigen Positionswechseln.
  9. Schützen Sie sich selbst und den Pflegekunden vor Unfällen und stellen zum Beispiel das Bett auf Arbeitshöhe oder verwenden ein Bettgitter zum Schutz (Vorsicht: Einverständnis erforderlich!).
  10. Vergessen Sie die Dokumentationspflichten zur durchgeführten Maßnahme nicht - wie toleriert der Pflegekunde?
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