Mobilität in der Pflege

Integration von mobilitätsfördernden Aspekten in Alltagsaktivitäten

Wie im Entwurf des Expertenstandards sind auch wir der Auffassung, dass Maßnahmen zur Erhaltung und zur gezielten Förderung der Mobilität nicht nur vereinzelt durchgeführt werden sollten. Einmal in der Woche Sitzgymnastik etwa ist nicht annähernd genug, um auf den Einzelnen einzugehen. Stattdessen sollten mobilitätsfördernde Maßnahmen so in den Alltag des Patienten integriert werden, dass auf seine Bedürfnisse und Fähigkeiten individuell eingegangen werden kann.

Körperliche Aktivität und Bewegungsübungen sind zentrale Maßnahmen zur Erreichung des Ziels „Erhaltung und Förderung der Mobilität“. Sie sind mindestens so wichtig wie die individuelle Beratung, die Gestaltung der räumlichen Umgebung, die Nutzung von Mobilitätshilfsmitteln und die Integration der Mobilitätsförderung in Alltagshandlungen.

Mit der Integration einer systematischen Mobilitätsförderung in den Versorgungsalltag unter Wahrung des Grundsatzes der Bedürfnisorientierung kann die Versorgungsqualität verbessert werden. Wichtige Ziele wie wirksame Prävention, gesteigerte Lebensqualität und vermehrte Teilhabechancen sind so leichter erreichbar.

Transfer und Mobilitätsförderung im Alltag

Das Alltagsleben enthält eine Vielzahl von Situationen, in denen Bewegung und gleichzeitig geistige Anforderungen koordiniert werden müssen. Beispiele sind ein Spaziergang während einer Unterhaltung oder das Halten des Gleichgewichts in einem schwankenden öffentlichen Verkehrsmittel, während man gleichzeitig versucht, sich an die Einkaufsliste zu erinnern. Die Fähigkeit solcher Mehrfachhandlungen (Dual-Task- Handlungen) setzt eine ausreichende Aufmerksamkeit voraus.

Bei einer Demenz ist die Fähigkeit des Dual-Tasking stark herabgesetzt. In der Folge kann es bei Mehrfachhandlungen, zum Beispiel beim Gehen während einer Unterhaltung, zu Bewegungsfehlern (Sturz) kommen. Die Aufmerksamkeit des Betroffenen reicht nicht aus, um ein sicheres Gehen während des Gesprächs zu gewährleisten.

So ist davon auszugehen, dass Mehrfachhandlungen und verminderte Aufmerksamkeit eine der Hauptursachen von Sturzereignissen sind.

Die Anleitung bei alltäglichen Bewegungen, wie etwa beim Übergang vom Sitz in den Stand oder vom Bett zu einem Stuhl, kann besonders bei stark mobilitätseingeschränkten Personen eine Möglichkeit sein, Trainingseinheiten in den Alltag zu integrieren und die Betroffenen beim Erlernen „korrekter“ (gesundheitlich fördernder) Bewegungsarten zu unterstützen.

Förderung der Mobilität durch den Einsatz von Spielkonsolen

Durch Spielkonsolen können Bewegungsübungen und ganze Sportprogramme vor dem Bildschirm absolviert werden. Das Training kann in Innenräumen vor einem TV-Gerät stattfinden. Die breite Angebotspalette reicht von Golf über Kegeln bis hin zu Tanz oder auch Gymnastik. Einige Programme können sogar individuelle Rückmeldungen zum Bewegungsablauf geben.

In Lauf unseres Projekts „Normalitätsbewegung im Alltag bei Menschen mit Demenz“ im Seniorendomizil Belvita haben wir unter anderem festgestellt, wie förderlich es für die Aktivität und Mobilität der Bewohner mit Demenz ist, dass sie kontinuierlich Besuch von Angehörigen und Freunden erhalten und diese sich aktiv am Mobilitätsförderungsprogramm der Einrichtung beteiligen und sich einbringen.

So ist es in der Zwischenzeit in der Einrichtung üblich, dass Besucher mit dem Bewohner spazieren gehen und andere Orte innerhalb und außerhalb der Einrichtung aufsuchen, um zum Beispiel einen Kaffee im Hauscafé oder auf der Sonnenterrasse einzunehmen. Die kleinen Wohngruppeneinheiten tragen dazu bei, dass sich nicht nur die Bewohner untereinander gut kennen, sondern auch ihre Angehörigen, und dass sich so oft kleine Gruppen selbstständig „in Bewegung setzen“.

Durch dieses unterstützende Mobilitätsförderungsklima sind die Mitarbeiter nun besser in der Lage, vorhandenen Unruhezuständen bei einzelnen Bewohnern mit Mobilität und Teilhabe am Gemeinschaftsleben entgegenzuwirken. Das Zusammenleben in der Wohngruppe ist aktiv durch Alltagsmobilität geprägt und trägt damit dem Teilhabegedanken Rechnung.

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