Pflegewissen für die Praxis

Pflege-Fachwissen: Was ist ein diabetisches Fußsyndrom?

In diesem Artikel erläutern wir Ihnen, was Sie als Pflegefachkraft alles über das diabetische Fußsyndrom wissen sollten und wie Sie ein solches erkennen.

Unter dem Begriff diabetisches Fußsyndrom werden alle krankhaften Veränderungen am Fuß gezählt, die die Stoffwechselerkrankung Diabetes mellitus Typ I und Typ II als Grunderkrankung aufweisen.

Dies können Geschwüre am Fuß sein, aber auch Schädigungen des Nagelbetts und Deformierungen des gesamten Fußes. Folgende Faktoren sind hauptsächlich für das diabetische Fußsyndrom verantwortlich:

  • Polyneuropathie (ca. 50%): Diese wiederum teilt sich auf in Schädigungen der sensorischen, motorischen und autonomen Nervenbahnen.
    - sensorische Neuropathie: Kribbeln, Missempfindungen (besonders nachts), Taubheit, reale Schmerzen und Temperatur können nicht mehr oder nur eingeschränkt wahrgenommen werden. Verletzungen können nur noch bedingt wahrgenommen werden, Schutzfunktion geht verloren.
    - motorische Neuropathie: Nervenschädigungen, muskuläre Dysfunktion bis hin zur völligen Deformierung des Fußes, gestörter Abrollvorgang des Fußes beim Laufen, Bildung von Hammerzehen, es folgt eine pathologische Druckbelastung.
    - autonome Neuropathie: Schädigung autonomer Nervenfasern, Bildung von Kurzschlussverbindungen zwischen den Gefäßen, dadurch folgt eine vermehrte Durchblutung, dann Bildung von Ödemen, veränderte Blutzirkulation, dadurch Änderung der Fußstatik. Schmerzen werden nicht richtig wahrgenommen, es entsteht ein sogenannter Charcotfuß; auch vermehrte Schweißproduktion, Schwielenbildung; es bildet sich eine Blutblase oder Nekrose in der Tiefe.
  • Angiopathie (ca. 15%): Durch eine pAVK können diabetische Fußsyndrome entstehen. Besonders beim Gehen treten die Beschwerden auf, sodass die Betroffenen immer wieder während des Laufens anhalten (Claudicatio intermittens – Schaufensterkrankheit). Auch hier wird die Stadieneinteilung nach Fontaine zur Beurteilung der pAVK hinzugezogen.
  • Mischformen (ca. 35%)

Diverse Fußdeformitäten Neben diesen Faktoren spielen auch die Lebenssituation des Betroffenen sowie der Zustand seiner Gelenke und Füße eine Rolle.

Wichtige Fakten zum diabetischen Fußsyndrom

  • Eine genaue Diagnosestellung kann erfolgen, wenn eine ausführliche Anamnese und gezielte Beobachtung stattgefunden haben, u.a. sollte auf folgendes geachtet werden: Missempfindungen, Inspektion und Palpation, Muskelatrophie, Achillessehnenreflex, Schmerzempfinden, Temperaturempfinden etc.
  • Zur Beschreibung des diabetischen Fußsyndroms kann die kombinierte Wagner-Armstrong-Klassifikation zu Hilfe genommen werden.
  • Beim diabetischen Fußsyndrom entstehen ökonomisch gesehen hohe Kosten für Krankenhausaufenthalte, Rehabilitation und häusliche Versorgung.
  • Zur Prävention sollte Folgendes beachtet werden: Tägliche Fußinspektion, besondere Fußpflege (tägliches Waschen, Wassertemperatur testen mittels Thermometer), unbedingt Podologe hinzuziehen, Hautpflege, Blutzuckerspiegel kontrollieren, nicht barfuß laufen, auf geeignetes Schuhwerk achten, beim Anziehen der Schuhe auf Fremdkörper im Schuh achten, Fußgymnastik.
  • In 80-90 % der Fälle sind die Geschwüre Folge eines externen Traumas
  • Die Inzidenz der Amputationen in Deutschland ist relativ hoch

Therapieansätze

  • Diabetes mellitus so gut wie möglich kontrollieren und einstellen (Stoffwechseleinstellung)
  • Lokale Wundbehandlung: Débridement des avitalen Gewebes, Infektionskontrolle, geeignete primäre und sekundäre Wundauflage, Kallusabtragung (Entfernen von Schwielen)
  • Druckentlastung (mittels Hilfsmittel z.B. orthopädische Schuhe etc.)
  • vorliegende Gefäßerkrankung behandeln
  • Ernährungsprobleme beheben
  • Hautpflege
  • evtl. operative Maßnahmen: Bypass oder Gefäßdilatation, Minor- oder Majoramputationen (Amputationen an Groß- oder Kleingelenken) etc.
  • Schulung der Betroffenen hinsichtlich der Grunderkrankung, Umgang mit den Füßen
  • medikamentöse Therapie
  • Präventionsmaßnahmen
  • Rezidivprophylaxe: gesonderte Beobachtung der Füße und Nägel, spezielle Fuß- und Nagelpflege durch podologische Fachkraft, auf geeignete Schuhe und Strümpfe achten
  • Der Verlauf der Heilung innerhalb der ersten vier Wochen ist ein Anzeichen dafür, wie hoch die völlige Abheilungswahrscheinlichkeit ist.
  • Es können zwei diabetische Ulzera unterschieden werden, die sich ebenfalls in der Therapie und Diagnose unterscheiden: das Angiopathische Ulcus und das Neuropathische Ulcus.

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