Druckentlastung bei der Pflege von Menschen mit chronischen Wunden

Sowohl beim diabetischen Fußsyndrom als auch beim Dekubitus stellt die Druckentlastung eine wesentliche Therapie dar. Beim diabetischen Fußsyndrom ist nachgewiesen, dass eine Abheilung der Wunde nicht ohne vollständige Druckentlastung erfolgt.

Hier kann Folgendes gemacht werden:

  • Einhalten der Bettruhe. Negativ ist, dass der Betroffene noch mehr in seiner Aktivität eingeschränkt ist.
  • Verwenden von Gehstützen oder einem Rollstuhl. Diese Hilfsmittel sollten konsequent verwendet werden. Wichtig ist es darauf zu achten, dass dem Betroffenen auch im Sitzen, also auch im Rollstuhl, eine völlige Druckentlastung zukommt.
  • Ruhigstellen mit Entlastungsschuhen. Oft reicht auch passendes Schuhwerk mit entsprechenden Einlagen aus, um eine Reduzierung des Drucks zu erreichen. Hier ist die Orthopädieschuhtechnik gefragt, die zum multiprofessionellen Team hinzugezogen werden muss. Vorsicht, nicht selten kommt es mit dem veränderten Schuhwerk zu Gangunsicherheiten, die dann ihrerseits beachtet werden müssen (evtl. Gehstützen, Gehtraining, Gehschulung). Auch die Verwendung von Vollkontaktgipsen kann zur Druckentlastung führen.

Zur Druckreduzierung bei Dekubitus steht eine Fülle von Lagerungshilfsmitteln zur Druckreduzierung und Druckentlastung zur Verfügung. Deshalb ist es hilfreich die Materialien in Gruppen nach ihrer Wirkung aufzuteilen.

  • Luftgefüllte Hilfsmittel: Hier gibt es statische Hilfsmittel, die den Druck gleichbleibend halten, sowie dynamische Hilfsmittel, sogenannte Wechseldrucksysteme, die die Luft in verschiedene Kammern verteilen.
  • Wassergefüllte Hilfsmittel: Diese haben im Gegensatz zu den luftgefüllten Produkten den Nachteil, dass sie Wärme entziehen und relativ schwer sind. Zudem bleibt der Druck trotz einer Druckveränderung gleich hoch, da es nur zu einer Verschiebung, jedoch zu keiner Veränderung durch Kompression kommt. Deshalb ist nur eine große Auflagefläche, wie z.B. bei einer Matratze, zu empfehlen. Negativ kann man desweiteren feststellen, dass die Körperwahrnehmung verringert wird und es zur Desorientierung kommen kann.
  • Gelkissen wirken wie das menschliche Fettgewebe. Der Druck kann gemindert werden.
  • Bestimmte Arten von Schaumstoff sind bei Schmerzpatienten zu empfehlen, da keine Geräusche entstehen, keine Bewegungen verursacht werden und keine Technik vorhanden sein muss. Je nach Körpergewicht muss, eine bestimmte Dicke an Schaumstoff gewählt werden.
  • Air-Fluidized-Bett (auch Mikroglaskugelbett genannt) hat eine sehr gute Druckreduzierung, macht aber ebenfalls Probleme in der Körperwahrnehmung.
  • Mikrostimulationssysteme (auch MIS genannt) haben die basale Stimulation zum Vorbild. Durch eine spezielle Matratzenunterfederung werden kleinste Impulse an die darauf liegende Schaumstoffmatratze abgegeben. Dadurch sollen Schmerzen und Immobilität gehemmt und Körperwahrnehmungen stimuliert werden.

Welche der oben genannten Hilfsmittel angebracht sind, muss individuell festgelegt werden. Die betroffene Körperstelle, die Sitz- bzw. Liegeposition, der Schmerzzustand sowie die Mitarbeit des Betroffenen sind Auswahlkriterien. Wichtig ist, dass die Hilfsmittel pflegerische Maßnahmen zwar ergänzen können, jedoch niemals ersetzen sollen.

An dieser Stelle sollen nochmals diejenigen Hilfsmittel genannt werden, die keine Druckreduzierung bringen:

  • Luftringe oder Lochkissen
  • kleinzellige Wechseldruckmatratzen
  • Watteverbände
  • wassergefüllte Kissen
  • Fellfersenschoner
  • Lagerungsfelle
  • Bei Schlaganfall oder Alzheimer Erkrankten können Wechseldrucksysteme negative Auswirkungen haben

Jedoch haben sich diese Produkte im Laufe der Jahre in der Pflege verbreitet und sind nur schwer wieder zu beseitigen.

Bewegung und Bewegungsförderung

Um die Durchblutung anzuregen, sollte sich jeder Betroffene, wenn möglich, bewegen – unabhängig von der Art der Wunde. Eine Ausnahme ist das diabetische Fußsyndrom. Hier ist von einem Gehtraining abzusehen, denn oberstes Gebot, ist die völlige Druckentlastung.

Es können z.B. gymnastische Übungen durchgeführt, Gehtraining gemacht oder Sport getrieben werden. Über die Auswirkungen auf den Wundheilungsprozess können keine ausreichend nachgewiesenen Aussagen gemacht werden. Dennoch kann man sagen, dass Bewegungen in jeder Hinsicht beim Ulcus cruris venosum, Ulcus cruris arteriosum und hauptsächlich beim Dekubitus von Vorteil sind und ggf. Schmerzen reduzieren.

Ulcus cruris:

  • Füße kreisen
  • Beinpumpe anregen
  • Füße strecken und wieder anziehen
  • Füße abrollen
  • Massage mit dem Igelball
  • Beine in die Luft strecken und Rad fahren
  • Gehtraining in Verbindung mit einer Kompressionstherapie (beim venösen Ulcus) zwei Mal täglich 30 Minuten
  • Gehtraining mit genauer Gehstreckenmessung (beim arteriellen Ulcus)

Dekubitus:

  • selbstständige Veränderung von Körperhaltung und -position
  • Betroffene im Rollstuhl sollten alle 15 Minuten Mikrobewegungen durchführen
  • Bewegungen aller Art, die den Druck auf den Dekubitus nicht erhöhen
  • Weich- oder Hohllagerungen
  • 30° oder 135°-Lagerungen

Schmerztherapie

Bei Menschen mit diabetischem Fußsyndrom ist die Schmerzproblematik eher sekundär. Das liegt wahrscheinlich an der Grunderkrankung, die die Nervenfasern beschädigt hat und somit das Schmerzempfinden einschränkt.

Bei der Behandlung vom Ulcus cruris venosum ist die lokale Anästhesie mit der Emla-Creme® während eines Débridements nachweislich als schmerzreduzierend einzustufen.

Studien zeigen, dass bei Menschen in Selbsthilfegruppen Verbesserungen hinsichtlich der Schmerzen festgestellt werden, wobei die konkreten Gründe hierfür unklar sind.

Bei korrektem Gehtraining bis zur maximalen Schmerzgrenze konnte bei Betroffenen mit Claudicatio intermittens eine Reduktion der Schmerzen verzeichnet werden.

Wundgeruch und Wundexsudat

Unangenehmer Geruch, verursacht durch Infektionen, oder vermehrtes Wundexsudat sind wundbedingte Beeinträchtigungen. Wundgeruch wird durch Infektionen verursacht. Er kann durch fachgerechte Wundreinigung und Infektionsbekämpfung verringert oder sogar beseitigt werden. Für Besserung können eine regelmäßige Reinigung, die Gabe von Antibiotika oder auch, wie oben erwähnt, das Auflegen von Aktivkohle sorgen.

Wundexsudat wird zur Wundheilung benötigt. Dennoch ist ein Überschuss davon pathologisch und kann zu Verschlimmerungen führen. Mazerationen der Umgebungshaut und Störungen am Wundgrund sind die Folge. Auch der Geruch wird von zu viel Exsudat begünstigt. Dieses übermäßige Ausschwemmen von Flüssigkeit beeinträchtigt die Menschen in ihrer Lebensführung. Geeignete Wundauflagen, die besonders viel Exsudat aufnehmen, vermehrte Verbandwechsel oder auch kompaktere Sekundärverbände können hilfreich entgegenwirken. Wichtig ist, dass ätherische Öle hierzu nicht geeignet sind.

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