Leseprobe: Demenz und Beziehungsgestaltung

7 Fallarbeit als Steuerungswerkzeug 92 MENSCH UND MEDIEN 7.2 Bevor Psychopharmaka zum Einsatz kommen – Fallarbeit Bevor nun der Neurologe bzw. der Gerontopsychiater kontaktiert wird und möglicherweise Psychopharmaka zum Einsatz kommen, sollten Sie mit Ihrem Team und den Angehörigen eine Fallbesprechung durchführen. Hier- bei sollten Sie unbedingt die hier aufgeführten Fragen bearbeiten. Fragenkatalog für eine Fallbesprechung zu „herausfordernden Verhaltens- weisen“ Seit wann zeigt die Person mit Demenz die herausfordernden Verhal- tensweisen? Was ging diesem Zeitraum voraus, z. B. Ortsveränderung, Sturzereignis? Haben Sie den Eindruck, dass die Person mit Demenz hierüber ein Lei- den ausdrückt? Wenn ja, woran machen Sie das fest? Wirkt der zu Pflegende angespannt, wenn er diese Verhaltensweisen zeigt? Wenn ja, woran machen Sie das fest? Könnten sich Nebenerkrankungen verschlechtert haben, wenn ja, wel- che? Ist für den Betroffenen ein Schmerzassessment angelegt worden, wenn ja, wie sind hier die Punktwerte? Ist versuchsweise ein Schmerzmedikament, z. B. die Bedarfsmedikation, ausgetestet worden? Wie hat der Betroffene hierauf reagiert? Sind die Schmerzmedikamente kurzfristig erhöht worden und wie hat der Betroffene hierauf reagiert? Wie interpretieren die Angehörigen das veränderte Verhalten? Können nicht-medikamentöse Maßnahmen wie z. B. Handmassagen oder Aromapflege das Verhalten beeinflussen? Geht das herausfordernde Verhalten mit Angst und Unsicherheit ein- her? Wenn ja, woran machen Sie das fest? Können Maßnahmen der Basalen Stimulation das herausfordernde Ver- halten beeinflussen? Wenn ja, welche? In welchen Situationen hat der zu Pflegende früher dieses Verhalten gezeigt? Was versprechen sich die mitbeteiligten Personen, z. B. Angehörige, vom Einsatz der Psychopharmaka? Ist den mitbeteiligten Personen bekannt, welche Risiken mit dem Ein- satz von Psychopharmaka verbunden sind? Die Ursachen können vielfältig sein Die eine Ursache für sogenanntes „herausforderndes Verhalten“ gibt es nicht. Gerade dann, wenn den Betroffenen die verbale Sprache nicht mehr möglich ist, kommunizieren sie ihr Unwohlsein bzw. ihr Leiden auch über diese „herausfordernden Verhaltensweisen“. Hier ist es nun an Ihnen, Ihrem Team, den Angehörigen und dem Hausarzt, herauszufinden, was den zu Pflegenden quält. Erst wenn Sie alle möglichen therapierbaren Ursachen haben ausschließen können, kann auch der Einsatz der Psychopharmaka sinnvoll sein. Erst recht, wenn Sie merken, dass der Betroffene unter seiner Unruhe leidet und anders nicht zu einer inneren Ruhe findet. Mitunter können Unruhezustände den wichtig!

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