Leseprobe: Demenz und Beziehungsgestaltung

MENSCH UND MEDIEN • Fachkompetenz Pflege: Demenz und Beziehungsgestaltung Schritt 3: Formulieren Sie eine Verstehenshypothese Aufgrund Ihrer Informationssammlung und der Interpretation aus Schritt 1 und 2 wird nun gemeinsam eine Verstehenshypothese formuliert. Sie soll folgende Fragen beantworten helfen: • Warum zeigt der Betroffene das Verhalten? • Was sind die Ursachen für sein Verhalten? • Was möchte er „uns“ mit diesem Verhalten sagen? • Was möchte er, dass wir tun? Achtung : Bedenken Sie, dass diese Verstehenshypothese nur eine Mutmaßung über das gezeigte Verhalten ist. Es kann auch sein, dass Sie mit Ihrer Interpretation völlig falsch liegen. Schritt 4: Einleitung von nicht-medikamentösen Maßnahmen Aufgrund der Verstehenshypothese werden nun einzelne Angebote und Maßnahmen für die Person mit Demenz organisiert und eingeleitet. Versuchen Sie zunächst, die Ursachen mit nicht- medikamentösen Maßnahmen zu lindern. Da viele Betroffene mit Demenz oftmals Angst und Unsicherheit über Unruhe und bindungsuchendes Verhalten ausdrücken, sollten erst einmal Maßnahmen in diese Richtung entworfen werden. Bei Angst und Unruhe helfen z. B.: • Körpernaher Dialogaufbau z. B. über Basale Stimulation (z. B. beruhigende Waschung) • Massagen und Einreibungen (z. B. ASE – wirkt auch schmerzlindernd) • Aromapflege (vertraute Düfte; entspannende Wirkung) • Vertraute Gegenstände aus dem externen Gedächtnis anbieten (im Rahmen der Selbst-Erhal- tungs-Therapie) • Einsatz einer Klangschale • Auflagen, Wickeln • Fuß- und Handbäder anbieten • etc. Tipp : Liegt Ihre Verstehenshypothese in Richtung Juckreiz, dann können hier z. B. Vollbäder (z. B. in Maisstärke) ein probates Mittel sein, um diese Hypothese auszutesten. Erst wenn die nicht-medikamentösen Maßnahmen keine Wirkung zeigen, sollten Sie zu Schritt 5 übergehen. Schritt 5: Versuchsweise Gabe von Medikamenten (z. B. beginnend mit Schmerzmitteln) Sollten die nicht-medikamentösen Maßnahmen keinen Erfolg zeigen, sollte mit dem Hausarzt eine versuchsweise (probatorische) Medikation (z. B. Schmerztherapie) abgestimmt werden. Da viele alte Menschen unter Verschleißerkrankungen leiden, kann hier eine Ursache für das her- ausfordernde Verhalten zu suchen sein. Die eigentliche Schmerztherapie sollte kunstgerecht erfolgen. Wenn Schmerzmittel keinen Effekt haben, • dann sollten Sie in Richtung „Juckreiz“ weitersuchen (z. B. mithilfe der Antihistaminika), • dann „Übelkeit“ (z. B. Antiemetika), • dann „Unruhige Beine“ (z. B. L-Dopa), • etc. (siehe oben in Schritt 1).

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