Leseprobe: Manuelle und technische Hilfen bei Dekubitus

2 Individuelle Zeitintervalle 73 FACHKOMPETENZ PFLEGE: Manuelle und technische Hilfen bei Dekubitus Die Anwendung dieser Hilfsmittel vermeidet vor allem das Auftreten von Reibung und hohen Scherkräften und erleichtert den Transfer der zu pfle- genden Person erheblich. 2.5 Individuelle Zeitintervalle – wann muss eine neue Positionsunterstützung erfolgen? Immer wieder stellt sich Pflegenden die Frage des richtigen Zeitintervalls zur Positionsunterstützung. In der pflegerischen Praxis wird darüber diskutiert, woran man den Zeitpunkt festmachen kann bzw. wie man das individuell richtige Intervall festlegen kann. Letztendlich hängt es von der pflegebedürftigen Person und ihrer Gewebe- toleranz ab. Im pflegerischen Alltag lässt sich immer wieder beobachten, dass es zu pflegende Menschen gibt, deren Gewebe relativ lange Zeit hohe Drücke tolerieren kann, bei anderen hingegen zeigen sich schon nach kür- zester Zeit nicht wegdrückbare Hautrötungen, die bereits Druckgeschwüre der Kategorie 1 (EPUAP) darstellen. In welchem Zeitabstand nun ein Positionswechsel zu erfolgen hat, lässt sich einzig und allein durch eine gute und konsequente Hautbeobachtung ermitteln. Ist das Zeitintervall bei vorliegendem Dekubitusrisiko zu ermitteln, hat es sich als pragmatisch erwiesen, zunächst tatsächlich mit einem zweistündi- gen Positionsunterstützungsintervall zu beginnen. Weist die Haut keine negativen Veränderungen auf, kann das Zeitintervall sukzessiv verlängert werden; sind Anzeichen zu erkennen, die auf die Entwicklung eines Dekubi- tus hinweisen, ist der Zeitabstand unverzüglich zu verkürzen. Pflegende sollten bei der Festlegung der Zeitintervalle auch daran denken, dass diese durchaus durch verschiedene Parameter, wie bspw. durch die Gabe sedierender oder schlaffördernder Medikamente, beeinflusst sein können. Dies kann im Einzelfall dazu führen, dass tagsüber andere Inter- valle gelten als nachts. Im extremsten Fall sind zu pflegende Person, oft Menschen mit einer demenziellen Erkrankung, tagsüber völlig mobil und aktiv, sodass überhaupt keine Positionsunterstützung stattfinden muss. Aufgrund der Gabe von sedierenden Medikamenten kann sich dies nachts ändern. Sie wirken sich auf die Bewegungsressourcen der Pflegebedürfti- gen gelegentlich derartig stark aus, dass während der Nacht doch eine Posi- tionsunterstützung zur Druckverteilung stattfinden muss. Ist das individuelle Zeitintervall ermittelt, muss dies nicht nur dokumentiert, sondern auch mündlich weitergegeben werden. Dies betrifft nicht nur das pflegerische Team, sondern auch pflegende Bezugspersonen. Selbst wenn das individuelle Zeitintervall für einen zu pflegenden Menschen gefunden worden ist, sollte die Haut weiterhin konsequent nach jedem Positionswechsel genauestens inspiziert werden. Dabei sollte nicht nur auf druckbedingte Hautrötungen geachtet werden, sondern auch auf Schwel- lungen an prominenten Körperstellen, die Druck ausgesetzt waren, und auf Stellen, die wärmer sind als andere Hautareale. Sowohl Schwellungen und Gewebetoleranz Praxistipp Wichtig! Hautinspektion

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