Leseprobe: Demenz und Beziehungsgestaltung

4 Der person-zentrierte Ansatz betrifft alle Akteure 40 MENSCH UND MEDIEN ten Betroffenen sind es dann die Angehörigen, die auf einen Arztbesuch drängen, um die zunehmenden Defizite abklären zu lassen. Eine frühzeitige Diagnose würde aber Sinn machen, denn gerade zu Beginn kann es eine Reihe von therapeutischen Ansätzen (nicht-medikamentöse und medikamentöse) geben, die mit dem Betroffenen noch abgesprochen werden und den Verlauf abbremsen könnten. Verschiedene Unterstützungsbereiche zu Beginn einer Demenz 1. Bereich: Unterstützung zur Zeit der Diagnosestellung Die Diagnose „Demenz“ erzeugt bei den meisten Menschen Angst. Das liegt unter anderem daran, dass das Bild von Menschen mit Demenz in den Medien sehr negativ dargestellt wird. Die Praxis zeigt jedoch, dass es für viele Betroffene noch viel Lebensqualität geben kann, was diese dann über Wohl- befinden ausdrücken. Eine frühe Diagnose gibt aber die Möglichkeit von nicht-medikamentösen und medikamentösen Interventionen, die zusammen den Verlauf zeitweilig verzögern können. 2. Bereich: Unterstützung von Kognition und Gedächtnis Gerade zu Beginn der Demenz können sogenannte Mnemotechniken und Gedächtnistraining den Verlauf einer Demenz abbremsen helfen. Zudem erfährt der Betroffene, welche Kompetenzen ihm zur Kompensation noch geblieben sind. Das wiederum stärkt sein Selbstwertgefühl und seine Auto- nomie. 3. Bereich: Psychosoziale Unterstützung Die größte Angst von Menschen mit Demenz ist, ihre Selbstständigkeit und Integrität zu verlieren. Daher ist es wichtig, das soziale Umfeld für den Umgang mit den Betroffenen zu schulen, z. B. in der Anwendung des Validierens und der konsequenten Vermeidung von Korrekturen. Hier gilt es, den unmittelbaren Angehörigen Informationen und Handlings an die Hand zu geben, denn nicht der Betroffene kann sein Verhalten korrigieren, sondern das Umfeld muss sich auf die ständig veränder- ten Situationen neu einstellen. 4. Bereich: Entwicklung eines psychosozialen Hilfsangebots Leider gibt es noch in viel zu wenigen Städten Selbsthilfegruppen für Personen mit Demenz. Hier ist es Ihre Aufgabe, über die Krankenkassen vor Ort oder entsprechenden Beratungsstellen zu erfragen, ob es ein solches Angebot in Ihrer Stadt gibt. Im stationären Bereich könnte eine Ihrer Aufgaben sein, ein solches Angebot über den sozialen Dienst zu kreieren. 5. Bereich: Unterstützung der Angehörigena Neben der Schulung von Angehörigen bezüglich des richtigen Umgangs mit den Betroffenen müs- sen diese aber auch für sich selbst ein stützendes Angebot erhalten. Auch hierfür gibt es in allen grö- ßeren Städten ein entsprechendes Selbsthilfeangebot. Erfragen Sie dieses über die Deutsche Alzhei- mer Gesellschaft unter: Servicenummer 01803-17 10 17 (Alzheimer-Telefon). Nur wenige Betroffene werden aufgeklärt Wie aktuelle Zahlen zeigen, werden nur wenige Betroffene umfangreich aufgeklärt über ihre Diagnose. Insbesondere Hausärzte haben hier die nied- rigste Aufklärungsquote, obwohl sie doch dem Erkrankten besonders nahe- stehen müssten. Fachärzte wie z. B. Gerontopsychiater klären ihre Patienten überdurchschnittlich häufig über die Diagnose Demenz auf. Aus der aktuellen Studienlage geht im Gegensatz hierzu aber auch hervor, dass die meisten Betroffenen gerne aufgeklärt werden möchten. In einzel- nen Erhebungen wird hier von mitunter 90 % der Menschen mit beginnen- der Demenz berichtet, die diesen Wunsch äußern.

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