Leseprobe: Dekubitusprophylaxe

17 FACHKOMPETENZ PFLEGE: Professionelle Dekubitusprophylaxe Einleitung Der Untertitel dieses Buches heißt: Sichere Umsetzung des Expertenstan- dards Dekubitusprophylaxe in der Pflege in die Pflegepraxis. Die anhaltenden Diskussionen um diesen seit nunmehr zehn Jahren veröf- fentlichten Expertenstandard zeigen, wie schwierig der Weg von der Theo- rie in die Praxis ist, wenn der Praxisvorlauf nicht mehr im Blickfeld ist. Der Vorlauf besteht in der gesetzlichen Verankerung der Pflegeplanung im Krankenpflegegesetz von 1985 als Ausbildungsziel mit dem Pflegeprozess als pflegetheoretischem Hintergrund. Die seit 1999 entwickelten Experten- standards fußen natürlich auch auf dem Pflegeprozess. Außerdem sollen sie insofern Anleitung für die Praxis sein, dass jede Einrichtung weiterhin eige- ne Standards entwickeln darf und soll, sie müssen sich aber an den Leistungs- vorgaben der Expertenstandards orientieren und messen lassen. Wissenschaftliche Grundlage von Expertenstandards sind umfangreiche Li- teraturrecherchen und Expertenmeinungen. Diese Expertenmeinungen werden in einem zeitaufwendigen Konsensusverfahren aufeinander abge- stimmt (konsentiert), sodass am Ende eine abstrakt formulierte, auf jede Einrichtung anwendbare Aussage getroffen werden kann. Aufgabe des An- wenders in der Implementierungsphase ist, die Antwort auf die die Frage zu finden: Wie passen meine Gegebenheiten und die Leistungsvorgaben zu- sammen? Hier werden die Autorinnen anhand eines Fallbeispiels fiktive Antworten geben, die dem Einzelnen jedoch die Möglichkeiten eröffnen können, eigene Antworten zu finden. Der Beschäftigung mit dem nationalen Expertenstandard gingen praxisbe- zogene Informationen voraus, die zum Teil auf umfangreichen Recherchen und Literaturrecherchen, zum Teil auf Interviews mit Praktikern und zum Teil natürlich auf eigenen Erfahrungen in der Pflegepraxis beruhen. Bei den Recherchen galt es, die Spreu vomWeizen zu trennen, etwa in der Frage der Pflegemaßnahmen zum Dekubitus der Kategorie I. Im schier unerschöpfli- chen Internet fand sich folgende Aussage: „Bei einem Dekubitus ersten und zweiten Grades empfiehlt es sich, die betroffene Region intensiv zu säubern. Dazu eignet sich zum Beispiel die Spülung mit Kochsalzlösung.“ Diese Seite war im Herbst 2009 das letzte Mal aktualisiert worden, eine weitere Aktua- lisierung und entsprechend eine Korrektur erfolgte auf Anfrage der Auto- rinnen. Sie ist ein Beispiel dafür, wie kritisch auch die von Experten formu- lierten Empfehlungen angesehen werden müssen, insbesondere dann, wenn es sich bei der Formulierung von Standards um Grundsatzaussagen handelt, die die Umsetzung in die Praxis nach sich ziehen. Die Autorinnen haben gutem Brauch folgend ihre Beiträge „konsentiert“, von kritischen Fach(pflege)kräften gegenlesen und bei Bedarf korrigieren lassen. Sie gehen davon aus, dass der vorliegende Band den aktuellen Stand zum Thema Dekubitusprophylaxe, aber auch zum Umgang mit Experten- standards wiedergibt. Sie hoffen, dass die Ausflüge in die Medizingeschich- te sowie in die pflegetheoretischen Grundsätze im Vorfeld der Entwicklung der Expertenstandards dort unterstützend wirken können, wo jetzt noch die Frage im Raum steht: „Was mache ich, wenn meine Einrichtung nicht zum Expertenstandard passt?“ Den Fragenden sei die Antwort auf den Weg gegeben: Ihre Einrichtung passt in jedem Fall. Sie müssen nur den Rahmen,

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